Hüftarthrose

Bei einer Hüftarthrose, auch Koxarthrose genannt, handelt es sich um eine Erkrankung des Hüftgelenks. Es kommt zum Abbau von schützendem Knorpelmaterial sowohl am Hüftkopf als auch an der Hüftpfanne. Die Folgen zeigen sich anfangs durch leichte Bewegungseinschränkungen und können sich im weiteren Verlauf steigern und zu teils starken Schmerzen führen.

Erfahren Sie in diesem Artikel alles zum Thema Hüftarthrose. Was genau ist eine Hüftarthrose und welche Symptome treten dabei auf? Welche Ursachen hat eine Hüftarthrose? Wie sehen mögliche Behandlungen und Therapien aus? Und vieles mehr …

Was ist eine Hüftarthrose?

Was ist eine Hüftarthrose?

Die Hüftarthrose (ICD-Code M16) ist eine Form der Arthrose – eine Erkrankung bei der Knorpelmaterial in Gelenken durch Verschleiß abnimmt. Bei einer Hüftarthrose (Koxarthrose) handelt es sich um eine Erkrankung des Hüftgelenks, bedingt durch den Verschleiß des Knorpels am Kopf des Oberschenkelknochens (Os femoris) und der Gelenkpfanne des Hüftknochens (Os Coxae).

Der Knorpel stabilisiert und schützt vor Reibungsschäden am Knochen. Die Abnahme der Knorpelmasse kann zu Bewegungseinschränkungen und starken Schmerzen führen.

Zwei Arten der Arthrose werden unterschieden. Die primäre Arthrose bezeichnet eine genetisch bedingte Form der Erkrankung. Bei einer primären Arthrose müssen nicht zwangsläufig Symptome auftreten. Diese Form der Erkrankung kann unter Umständen unbemerkt ein ganzes Leben lang bestehen. Die sekundäre Arthrose ist durch äußere Einwirkungen, wie zum Beispiel Verletzungen (Unfälle, etc.), Beinfehlstellungen (X-Beine/O-Beine) oder Dauerbelastungen, im Alltag gekennzeichnet.

Des Öfteren wird eine Arthrose mit einer Arthritis verwechselt. Bei Arthritis handelt es sich um den Oberbegriff für entzündungsbedingte Gelenkerkrankungen. Dazu zählen z.B. die infektionsbedingte Arthritis und die rheumatoide Arthritis. In manchen Fällen kann eine Hüftarthrose aber auch zu einer Entzündung führen und sich damit zu einer Arthritis entwickeln.

Ab dem 40. Lebensjahr leiden ca. 6 % der Menschen in Deutschland an einer Hüftarthrose. Bis zum 75. Lebensjahr kommt bei Frauen und Männern eine Hüftarthrose ca. gleich häufig vor, danach zeigt sich eine höhere Wahrscheinlichkeit für Frauen daran zu erkranken. Ab dem 75. Lebensjahr erhöht sich die Prävalenz bei Frauen auf ca. 17 % und bei Männern auf ca. 16 %. Die Hüftarthrose kommt im Allgemeinen jedoch seltener vor als eine Kniearthrose (Endres et al. 2018).


Ursachen einer Hüftarthrose

Die Ursachen für eine Hüftarthrose sind äußerst vielfältig und meist liegt der Entstehung einer solchen eine Kombination aus mehreren Faktoren zu Grunde. Gemeinsam haben sie jedoch eine Störung des Stoffwechsels im Knorpel. Knorpelabbauende Prozesse überwiegen und führen Schritt für Schritt zu einer Freilegung des Knochens. Reibt Knochen an Knochen, reagiert der Körper mit einer Produktion von Knochenmaterial, um dem Abbau entgegenzuwirken. Die Folge sind Deformierungen am Knochen und daraus resultierende Einschränkungen in der Beweglichkeit sowie Schmerzen (Rabenberg 2013).

Die Regeneration von Schäden am Knorpel stellt für den Körper eine besondere Schwierigkeit dar. So sind einmal entstandene Risse im Knorpelmaterial meist nicht wieder rückgängig zu machen.

Folgende Faktoren können die Entstehung einer Hüftarthrose begünstigen oder sind ursächlich für eine Hüftarthrose:

  • genetische Veranlagung
  • altersbedingter Verschleiß
  • Hüftfehlstellungen
  • Erkrankungen der Hüfte
  • starkes Übergewicht
  • starke körperliche Belastungen
  • Sport
  • Verletzungen
  • Hüftimpingement

Von einem Hüftimpingement spricht man, wenn die Form der Hüftgelenkpfanne und die des Hüftkopfes nicht vollständig zusammenpassen. Die Gründe dafür sind unklar. Meist sind genetische Veranlagungen dafür verantwortlich.


Risikofaktoren für Hüftarthrose

Neben den genetischen Faktoren und dem Alter stellen besonders Überlastungen des Hüftgelenks durch Übergewicht und dauerhafte körperliche Arbeitsbelastungen Risikofaktoren dar.

In den meisten Fällen entsteht eine Hüftarthrose durch eine Kombination aus verschiedenen Gründen. Genetische Veranlagungen, Übergewicht und altersbedingter Verschleiß zählen zu den häufigsten Ursachen.

Symptome einer Hüftarthrose

Eine Hüftarthrose führt in den meisten Fällen zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Hüftgelenk. Im Anfangsstadium der Erkrankung müssen sich dabei jedoch noch keine Symptome bemerkbar machen. Die Betroffenen verspüren meist nur leichte Schmerzen beim Gehen oder Aufstehen aus einer sitzenden Position. Diese Beschwerden verschwinden oft nach kurzer Zeit von allein. Im weiteren Verlauf der Erkrankung weiten sich die Schmerzen aus, mitunter bis in die Knie, und Bewegungen wie Bücken oder Treppensteigen fallen schwerer und sind mit Schmerzen verbunden.

Eine stark fortschreitende Koxarthrose hat zur Folge, dass in absehbarer Zeit das gesamte Knorpelmaterial abgebaut und die nun ungeschützten Enden der Knochen aneinander reiben. Dies verursacht meist starke Bewegungseinschränkungen und Schmerzen.

Der Abbau des Knorpelmaterials aufgrund von Arthrose lässt sich nicht aufhalten. Jedoch können Betroffene durch eine Reduzierung von Übergewicht und vermehrte sportliche Betätigung zur Stärkung der Muskulatur beitragen und Bewegungseinschränkungen und Schmerzen verringern.

Typische Symptome einer Hüftarthrose:

  • Hüftgelenkschmerzen
  • Leistenschmerzen
  • Hinken
  • eingeschränkte Beweglichkeit
  • Ruheschmerzen

Diagnose: Hüftarthrose

Durch eine Befragung soll im ersten Schritt ermittelt werden, ob eine Vorerkrankung oder Verletzung vorliegt. Damit können andere Erkrankungen ausgeschlossen werden, die Grund für die Beschwerden sein könnten.

Anschließend wird der Patient einer klinischen Untersuchung unterzogen. Beweglichkeitsprüfungen und Funktionstests geben Aufschluss über Beweglichkeit und Schmerzreaktionen.

Im nächsten Schritt werden bildgebende Verfahren eingesetzt, um den Zustand des Hüftgelenks, insbesondere der Knorpel, zu ermitteln.

Diagnose: Hüftarthrose

Besondere Beachtung gilt der Größe des Gelenkspalts. Je kleiner dieser ist, desto fortgeschrittener ist die Koxarthrose. Außerdem kann erkannt werden, ob bereits eine Deformation (Osteophyten) der Gelenkflächen vorliegt (Theiler 2002). Zusätzlich ist es möglich, in seltenen Fällen zur genaueren Unterscheidung von Ultraschall, Computertomographie oder Magnetresonanztomographie Gebrauch zu machen. Zur teils schwierigen Unterscheidung zwischen Arthritis und Arthrose kann auch eine Blutanalyse durchgeführt werden.

Eine Arthrose kann bei der radiologischen Diagnostik nach Kellgren und Lawrence klassifiziert und in 5 Schweregrade eingeteilt werden (Kellgren & Lawrence 1957):

Grad 0: keine Arthrosezeichen

Grad 1: geringe Gelenkspaltschmälerung

Grad 2: geringe Gelenkspaltschmälerung und angedeutete Unregelmäßigkeiten der Gelenkfläche

Grad 3: ausgeprägte Gelenkspaltschmälerung und deutliche Unregelmäßigkeiten der Gelenkfläche

Grad 4: ausgeprägte Gelenkspaltschmälerung und Deformierung/Nekrosen (Absterben von Knochenzellen) der Gelenkpartner


Therapie bei einer Hüftarthrose

Abhängig vom Stadium der Hüftarthrose wird in der Regel zuerst konservativ behandelt. Diese konservative Therapie beinhaltet vor allem eine Bewegungs- oder Physiotherapie zur Stärkung der Muskeln im Hüftgelenk. Außerdem können durch gezielte Übungen auch Beweglichkeit und Gleichgewicht verbessert und damit der Fortschritt der Arthrose eingebremst und Schmerzen gelindert werden. Zusätzlich können Krankengymnastik oder Massagen Verspannungen lösen und dabei Schmerzen lindern. Zur Schmerzstillung kann zusätzlich eine medikamentöse Behandlung durch entzündungshemmende Schmerzmittel zum Einsatz kommen.

Ist die Hüftarthrose durch eine Fehlstellung bedingt, können orthopädische Schuheinlagen helfen dem entgegenzuwirken und Beschwerden zu lindern.

Auch sollte aus Angst vor Verschlechterung nicht auf Sport verzichtet werden. Regelmäßige körperliche Betätigung fördert die Durchblutung und Beweglichkeit der Gelenke und trägt somit ebenfalls zur Besserung bei. Jedoch sollte darauf geachtet werden, Sportarten zu wählen, die vor allem das Hüftgelenk nicht überlasten. Beispiele wären Wassergymnastik, Schwimmen, Radfahren oder einfache Spaziergänge.

Falls es im späteren Stadium der Erkrankung bereits zu einer sehr fortgeschrittenen Abnahme des Knorpelmaterials im Hüftgelenk gekommen ist, kann eine Operation den Verlauf einer Hüftarthrose einbremsen und Symptomen effektiv entgegenwirken. Der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks ist schwerwiegend und sollte nur nach erfolglosen Versuchen einer konservativen Therapie und anhaltenden, sehr starken Schmerzen in Erwägung gezogen werden. Operationen in Form von minimal invasiven Verfahren, wie die einer Hüftarthroskopie, können Beschwerden bereits in einem früheren Stadium der Hüftarthrose beheben.

 

Behandlung/Therapie einer Hüftarthrose

Zur Behandlung einer Hüftarthrose wird meist eine konservative Therapie herangezogen. Zusätzlich dazu können Schmerzen auch medikamentös behandelt werden.

Rehabilitation nach einer Hüftarthrose

Der Rehabilitation sollte bei einer Hüftarthrose besondere Aufmerksamkeit zukommen. Die Reduzierung Arthrose bedingter Symptome, Schmerzen und Funktionsstörungen stellen die Ziele der Rehabilitation dar und ermöglichen die Wiederherstellung der oft stark leidenden Lebensqualität der betroffenen Personen. Regelmäßige Physio- und Ergotherapie kann den Fortschritt einer Arthrose wesentlich verlangsamen und die Einschränkungen im Alltag stark verringern. Speziell abgestimmte Bewegungsprogramme können die stützende Muskulatur um das Hüftgelenk stärken und so Beschwerden lindern. Darüber hinaus gehören auch Hilfsmittelschulungen (für z.B. Rollatoren) und Ernährungsberatung zu einer gewissenhaften Rehabilitation (Rabenberg 2013).


Sport & Arthrose

Während Sport im Allgemeinen eine nachgewiesen positive Wirkung bei einer Hüftarthrose hat, muss die Ausübung trotzdem unter einigen Einschränkungen passieren. Sogenannte Low-Impact-Sportarten, wie Schwimmen oder Radfahren, können eine Reduzierung von Schmerz bewirken. High-Impact-Sportarten (gelenkbelastend), wie Fußball oder Tennis, tragen hingegen unter Umständen zu einer Verschlechterung des Zustandes bei. Insgesamt kann jedoch Sport besonders auch zur Vorbeugung von Beschwerden in der Hüfte sehr gut eingesetzt werden.


Elektrotherapie bei Hüftarthrose

Die funktionelle Elektrostimulation stellt einen immer wichtigeren und größer werdenden Teil der Rehabilitationsarbeit dar. Verschiedene Programme ermöglichen eine patientenspezifische Einstellung. Die stabilisierenden und schützenden Muskeln am Hüftgelenk können stimuliert werden, sodass einem Muskelschwund (Atrophie) aufgrund einer Schonhaltung im Alltag oder nach einer Operation effektiv vorgebeugt werden kann.

Die isolierte Stimulation eines Muskels durch einfache Muskelaufbauprogramme, die kombinierte Stimulation mehrerer Muskeln in einer konkreten Bewegungsabfolge oder die EMG-getriggerte Stimulation können helfen, die Therapie einer Hüftarthrose zu vereinfachen und zu beschleunigen. Somit liefert die Elektrotherapie eine wertvolle Unterstützung in jeder Phase der Behandlung.

Rehabilitation bei einer Hüftarthrose

Funktionelle Elektrostimulation (FES) zur Muskelkräftigung bei Hüftarthrose

Hüftgelenkersatz bei einer Hüftarthrose

Bei einem Hüftgelenkersatz handelt es sich um ein chirurgisches Verfahren, bei dem ein aus verschiedenen Gründen geschädigtes Hüftgelenk durch ein künstliches Gelenk ersetzt wird. Ein Hüftgelenkersatz oder auch Hüft-Totalendoprothese (Hüft-TEP) kommt dann zum Einsatz, wenn eine konservative Therapie kein oder nur ein unzufriedenstellendes Ergebnis liefert.

 

Man unterscheidet zwischen drei verschiedenen Hüftprothesen:

  • zementfreie Prothese: Das künstliche Gelenk wird im Knochen verklemmt bzw. verschraubt und wächst natürlich in den Knochen ein (bei jüngeren Patienten).
  • zementierte Prothese: Das künstliche Gelenk wird mit Hilfe von Knochenzement im Knochen festgemacht (bei älteren Patienten).
  • Hybridprothese: Die Gelenkpfanne wird natürlich fixiert, der Schaft der Prothese wird zementiert.


Eine Operation dauert 2 bis 4 Stunden und wird zumeist unter Vollnarkose durchgeführt. Oft kann der Patient schon am nächsten Tag das Krankenhaus verlassen. Im Durchschnitt hält eine Hüft-Totalendoprothese ca. 15 bis 20 Jahre bevor sie erneuert werden muss. Wichtig dabei ist, eine gute Einheilung und der unmittelbare Start der Physiotherapie, um das neue Gelenk in Bewegung zu halten.

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    STIWELL® Elektrotherapie

    Endres, H., Schneider, O., Scharf, H. P., Kaufmann-Kolle, P., Knapstein, S., Hermann, C., ... & Flechtenmacher, J. (2018). Koxarthrose–Epidemiologie und Versorgungsrealität–Versorgungsdatenanalyse von 2, 4 Millionen Versicherten der AOK Baden-Württemberg ab 40 Jahren. Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie, 156(06), 672-684.

    Kellgren, J. H., & Lawrence, J. S. (1957). Radiological assessment of osteo-arthrosis. Annals of the rheumatic diseases, 16(4), 494.

    Rabenberg, M. (2013). Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Themenheft 54 "Arthrose." Robert Koch-Institut, 10-14.

    Theiler, R. A. (2002). Arthrose. Epidemiologie, Diagnose und Differentialdiagnose, Abklärung und Dokumentation. Schweiz Med Forum, 23, 555-561.