Bandscheibenvorfall

Der Bandscheibenvorfall (Prolapsus nuclei pulposi) ist eine Wirbelsäulenerkrankung bei der ein Teil des Kerns der Bandscheibe durch den umliegenden Faserring austritt, auf Nerven oder das Rückenmark drückt und dabei Schmerzen verursachen kann.

Erfahren Sie in diesem Artikel alles zum Thema Bandscheibenvorfall: Was genau ist ein Bandscheibenvorfall und welche Symptome treten dabei auf? Welche Ursachen hat ein Bandscheibenvorfall? Wie sehen mögliche Behandlungen und Therapien aus? Und vieles mehr …

Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Die Bandscheibe ist ein Faserknorpel, der sich zwischen den Wirbeln befindet und bei intaktem Zustand dazu dient, Druckbelastungen auf die Wirbelsäule auszugleichen.

Als Bandscheibenvorfall (ICD-10 CODE: M50-M51) wird das Austreten eines Teils des gallertartigen Kerns (Nucleus pulposus) der Bandscheibe durch den umliegenden Faserring (Anulus fibrosus) bezeichnet. Dabei drückt das vorgefallene Material auf Nerven (Spinalnerv) oder das Rückenmark und verursacht dabei Schmerzen.

Die Bandscheibe macht bei gutem Flüssigkeitshaushalt 25 % der Länge der Wirbelsäule aus. Sind die Bandscheiben in fortgeschrittenem Alter spröde, wird die Gesamtlänge der Wirbelsäule kürzer und die Beweglichkeit weniger.

Die Wahrscheinlichkeit für einen Bandscheibenvorfall liegt bei unter 35-Jährigen bei ca. 3,5 % und steigt bei 45 bis 55-Jährigen auf 20 % an. Zusätzlich sind Männer doppelt so oft davon betroffen wie Frauen. Vorfälle im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) sind mit 90 % am wahrscheinlichsten, die restlichen 10 % beziehen sich fast ausschließlich auf die Halswirbelsäule (HWS). Die Brustwirbelsäule ist von Bandscheibenvorfällen äußerst selten betroffen (Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2016).

Davon zu unterscheiden ist die Vorstufe eines Bandscheibenvorfalls, die sogenannte Bandscheibenvorwölbung (Protrusion). Im Gegensatz zum Bandscheibenvorfall (Prolaps) ist bei der Vorwölbung der Kern der Bandscheibe nicht komplett ausgetreten, sondern dringt durch kleine Risse im Faserring vor. Häufig bleiben Bandscheibenschäden jedoch gänzlich unbemerkt. 55 % der arbeitenden Bevölkerung haben eine Bandscheibenvorwölbung und 30 % sogar einen Vorfall, der von den Betroffenen durch die Schmerzfreiheit nicht wahrgenommen wird (Pflugmacher & Koch 2013). Verursacht ein Bandscheibenvorfall allerdings Schmerzen, sind diese zumeist unerträglich.

Was ist der Unterschied zwischen einem Bandscheibenvorfall und einem Hexenschuss?

Nicht zu verwechseln mit einem Bandscheibenvorfall ist der sogenannte Hexenschuss. Der Hexenschuss (akute Lumbalgie oder Lumbago) ist ein plötzlich auftretender stechender Schmerz im unteren Rücken. Die teilweise starken Schmerzen im Lendenwirbelbereich werden von den Betroffenen häufig als Bandscheibenvorfall interpretiert. Er kann in seltenen Fällen ein Symptom des Bandscheibenvorfalls sein, meistens hat er jedoch harmlosere Ursachen. Beim Hexenschuss ist der versorgende Nerv der Lendenwirbelsäule durch Muskelverspannungen, Gelenksblockaden oder Wirbelverschiebungen gereizt und verursacht so die Schmerzen.

Typische Symptome für einen Hexenschuss sind:

  • verhärtete Rückenmuskulatur
  • Versteifungen der Lendenwirbelsäule
  • Kreuzschmerzen
  • druckempfindliche Dornfortsätze (Druck auf hervorstehende Teile der Wirbelsäule verursacht Schmerz)

Durch die Schmerzen nimmt die betroffene Person eine Schonhaltung ein, die weniger schmerzt. Dies führt jedoch zu einer weiteren Verkrampfung der Wirbelsäule und damit zu einer allgemeinen Verschlechterung des Zustandes. Eine Behandlung sollte daher zeitnah erfolgen, um unnötig lange Schmerzphasen zu vermeiden. Die Behandlung eines Hexenschusses erfolgt in der Regel, abhängig von der genauen Ursache, durch eine Einrenkung der Wirbel durch einen Orthopäden, eine Wärmebehandlung oder pharmazeutisch durch Schmerzmittel.


Symptome eines Bandscheibenvorfalls

Abhängig davon in welchem Ausmaß und Bereich der Wirbelsäule der Vorfall passiert und ob der Nerv bedrängt wird, äußern sich Symptome unterschiedlich. Schmerzen können sehr stark und langanhaltend, aber auch kurz und vorübergehend sein, sodass sie nach wenigen Tagen bis Wochen von selbst wieder verschwinden. Auch führt ein Bandscheibenvorfall nicht in jedem Fall zu Schmerzen - er kann sich ohne merkbare Anzeichen entwickeln und sich von selbst wieder lösen. Ist der Bandscheibenvorfall groß oder ungünstig gelegen, kann er auf den Spinalnerv oder das Rückenmark drücken. Dies kann zu neurologischen Symptomen wie z.B. Empfindungsstörungen oder Lähmungen führen.

Weitaus am häufigsten entstehen Bandscheibenvorfälle in der Lendenwirbelsäule (ca. 90 %), gefolgt von der Halswirbelsäule. Nur äußerst selten ist der Brustwirbelbereich von solch einer Erkrankung betroffen. Dies erklärt sich durch die natürliche Krümmung der Wirbelsäule im Hals und in der Lende (Lordose), die aufgrund erhöhter Beweglichkeit einer stärkeren Belastung ausgesetzt sind. Die angeborene Beugestellung der Brust (Kyphose) macht sie weniger anfällig für Überbelastung und Verschleiß und damit auch weniger anfällig für Verletzungen der Bandscheibe.

Symptome eines Bandscheibenvorfalls

Abhängig davon in welchem Ausmaß und Bereich der Wirbelsäule der Bandscheibenvorfall passiert, können Schmerzen im Rücken, in den Beinen/Füßen bzw. Armen/Händen, Kribbeln im Rücken, Gesäß oder in den Beinen und ebenfalls Lähmungserscheinungen auftreten.

Symptome eines Bandscheibenvorfalls in der Halswirbelsäule (HWS):

  • Schmerzen im oberen Rücken
  • Sensibilitätsstörungen in Schultern, Armen und Händen
  • Kribbeln in Schultern, Armen und Händen
  • Lähmungserscheinungen in den Schultern, Armen und Händen

 

Symptome eines Bandscheibenvorfalls in der Lendenwirbelsäule (LWS):

  • Schmerzen im unteren Rücken
  • Sensibilitätsstörungen im Rücken, in den Beinen oder Füßen
  • Kribbeln im Rücken, in den Beinen oder Füßen
  • Lähmungserscheinungen in den Beinen oder Füßen

 

In seltenen schweren Fällen führt ein Vorfall in diesem Bereich zu:

  • Störungen beim Stuhlgang
  • Störungen beim Urinieren
  • Taubheit im Anal- und Genitalbereich
  • Lähmungserscheinungen in den Beinen oder Füßen

Diese speziellen Symptome werden auch als Kauda-Syndrom, Konus-Syndrom oder Kauda-Konus-Syndrom bezeichnet. Treten Symptome dieser Art auf, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Es handelt sich um einen medizinischen Notfall und muss in der Regel chirurgisch behandelt werden.

Sollten Rückenschmerzen oder Lähmungen nach Unfall, Tumoranamnese oder bei Osteoporose, Gewichtsverlust, Fieber auftreten sowie bei Schmerzverstärkung in der Nacht, besteht ebenfalls schneller Handlungsbedarf (Glocker 2012).

Die Symptome fallen je nach Lage und Ausmaß des Bandscheibenvorfalls unterschiedlich aus. Vorfälle im Halswirbelbereich beeinflussen die obere Körperhälfte, die der Lendenwirbelsäule die untere Körperhälfte. Bandscheibenvorfälle sind nicht zwingend von Schmerzen begleitet und können auch unbemerkt auftreten.

Erste Hilfe bei einem Bandscheibenvorfall

Im akuten Stadium eines Bandscheibenvorfalls sollte der Rücken möglichst entlastet werden. Dies bedeutet jedoch nicht absolute Bettruhe! Ein vorsichtiges Training in einer für den Rücken schonenden, liegenden Position mit isometrischen Übungen (Halteübungen), kann sehr förderlich für die Regeneration sein.

Außerdem ist eine Wärmebehandlung der betroffenen Stelle am Rücken durch Wärmekissen-/ Lampen sowie die Behandlung mit Strom eine gute Möglichkeit zur Verbesserung.

 

Diagnose: Bandscheibenvorfall

Zur genauen Bestimmung, ob den aufgetretenen Symptomen ein Bandscheibenvorfall zugrunde liegt, werden eine Reihe von Tests durchgeführt. Zuerst werden dem Betroffenen zur Anamnese Fragen bezüglich der Lage und Art der Schmerzen und gegebenenfalls der Art der Einschränkung gestellt.

Zur weiteren Diagnose werden klinisch neurologische Untersuchungen gemacht, um zu ermitteln welcher Nerv betroffen ist. Es werden Sensibilität (Taubheit oder Kribbeln), Kraft, Reflexe und Bewegungsspielraum getestet. Das Ziel ist es herauszufinden, auf welcher Höhe der Wirbelsäule der Bandscheibenvorfall passiert ist.

Da jede Nervenwurzel einen bestimmten Muskel und ein bestimmtes Hautareal versorgt, können Kennmuskeltabellen dem behandelnden Arzt bei der Diagnosestellung unterstützen (Pflugmacher & Koch 2013):

NervenwurzelKennmuskelReflexstörungHautsegmente (Dermatome)

C5

M. biceps brachii (Ellbogenbeugung)

Bizepssehnenreflex

Schulterbereich (Bereich des M. deltoideus)

C6

M. flexor carpi radialis (Handgelenksbeugung)

Radiusperiostreflex

Innerer (Radialseite) Ober- und Unterarm zum Daumen

C7

M. triceps brachii
(Ellbogenstreckung)

Trizepssehnenreflex

Hinterseite des Unterarms zum 2.-5. Finger

C8

Handbinnenmuskulatur

Trizepssehnenreflex

Unterseite des Unterarms zum kleinen Finger

TH1

Finger spreizen

 

Innenseite Oberarm

L1/L2M. Iliopsoas (Hüftbeugung)KremasterreflexLeiste, Vorder- und Innenseite des Oberschenkels
L3

M. quadriceps femoris (Kniestreckung) M. adductor, longus, brevis, magnus (Hüftadduktoren)

Patellarsehnenreflex Vorderseite des Oberschenkels
L4

M. quadriceps femoris (Kniestreckung)
M. tibialis anterior (Fußhebung)

Patellarsehnenreflex Oberschenkel Außenseite über das Knie (Patella) zur Innenseite des Unterschenkels
L5

M. extensor hallucis longus 
(Fuß- und Großzehenhebung)

Tibialis posterior Reflex Außenseite Unterschenkel und Fußrücken zur großen Zehe
S1M. triceps surae (Fußsenkung) Mm. Peronaeus (seitl. Fußheber) M. gluteus maximus (Hüftstreckung)AchillessehnenreflexHinterer Unterschenkel zur Fußaußenseite
Diagnose eines Bandscheibenvorfalls
Bildgebende Verfahren wie z.B. CT und MRT werden eingesetzt, um die Diagnose des Bandscheibenvorfalls zu sichern.

Zur genaueren Abklärung werden bildgebende Untersuchungen herangezogen. Durch eine Computertomographie (CT), eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder in seltenen Fällen auch eine Myelographie (Röntgenaufnahme mit Kontrastmittel) können das Rückenmark und die Nervenwurzeln direkt sichtbar gemacht werden. Außerdem gibt es die Möglichkeit, die Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) zu testen. Dieses Verfahren wird beispielsweise bei Paresen oder Verdacht auf Verlangsamung der Nervenleitung durch Bedrängung in der Wirbelsäule angewendet. 


Differenzialdiagnose

Zur Abgrenzung von anderen, ähnlichen Krankheiten wird eine sogenannte Differenzialdiagnose gemacht. Diese Erkrankungen weisen eine ähnliche Symptomatik wie der Bandscheibenvorfall auf:

  • Stenosen (Spinalkanalstenose, Neuroforaminale Stenose): Verengung eines Nervenkanals
  • Entzündung/Einklemmung des Ischiasnerv
  • ausstrahlende Schmerzen vom Iliosakralgelenk
  • arthrotische Veränderungen der Wirbelkörper (Schäden durch Abnützung)
  • periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Gefäßverengung in den Beinen

 Die Diagnose eines Bandscheibenvorfalls erfolgt in der Regel in drei Schritten. Durch eine Befragung des Patienten erfolgt zunächst eine Anamnese. Darauffolgend wird eine klinisch neurologische Untersuchung durchgeführt. Bildgebende Verfahren wie CT oder MRT und die Testung der Nervenleitgeschwindigkeit ermöglichen schließlich eine genaue Darstellung des Falles.

Ursachen für einen Bandscheibenvorfall

Das Auftreten eines Bandscheibenvorfalls kann verschiedene Gründe haben. In den allermeisten Fällen ist er das Ergebnis eines Verschleißes und der darauffolgenden Unfähigkeit der Bandscheibe Wasser zu speichern. Das Austrocknen der Bandscheibe ist Teil eines ganz natürlichen Alterungsprozesses. Kann kein Wasser mehr aufgenommen werden, wird die Bandscheibe spröde. Das spröde Material reißt bei Belastung leichter ein und verursacht somit das Hervortreten des Bandscheibenkerns (Nucleus pulposus). Jedoch tritt diese Alterung nicht bei allen Menschen gleich schnell ein. Aufgrund genetischer Erbanlagen kann es vorkommen, dass ein Bandscheibenvorfall schon relativ früh passiert.

Eher selten kann ein Bandscheibenvorfall auch durch eine Über- oder Fehlbelastung hervorgerufen werden. Dies geschieht in der Regel aber nur nach einer Vorschädigung der Wirbelsäule.


Risikofaktoren für einen Bandscheibenvorfall

Generell können folgende Risikofaktoren genannt werden:

  • Lebensstil
  • Trainingsverhalten
  • genetische Disposition einer Person (allergrößter Teil)

Übergewicht führt zu einer erhöhten alltäglichen Belastung. Zu wenig Bewegung und schlechtes Sitzverhalten schwächen den Rücken und damit die Fähigkeit die Bandscheiben zu entlasten weiter. Auch eine Fehlbelastung, vor allem im Krafttraining, kann die Wirbelsäule stark belasten.

Die bereits beschriebene Tendenz der Bandscheiben im Alter spröde zu werden, kann von Generation zu Generation weitergegeben werden und stellt damit das größte Risiko für Bandscheibenvorfälle dar. Somit besteht das größte Risiko aus einer nicht beeinflussbaren Komponente.


Verlauf eines Bandscheibenvorfalls

Die Folgen eines Bandscheibenvorfalls können unterschiedlich lang anhalten und machen sich bei jeder Person anders bemerkbar, was die genaue Beschreibung eines Verlaufs schwierig gestaltet.

Nicht alle Betroffenen leiden nach einem Bandscheibenvorfall an Schmerzen. Diese Art der Wirbelsäulenerkrankung kann auch komplett unbemerkt auftreten. Auch sind die auftretenden Schmerzen nicht immer gleich stark oder von gleicher Art. Sowohl kurze, stechende als auch lang andauernde, ziehende oder lähmende Schmerzen können sich bemerkbar machen. Im Falle von sehr starken Schmerzen kann eine stationäre Aufnahme mit Infusionstherapien nötig sein.

Bei ca. 90 % der Betroffenen vergehen die Symptome (Schmerzen, Schwäche, Kribbeln) jedoch nach spätestens 8 Wochen von selbst wieder. Der Körper baut die ausgetretene Substanz des Bandscheibenkerns ab und die Bedrängung verschwindet.

Dauer eines Bandscheibenvorfalls

Sollten die Beschwerden länger als 6-8 Wochen anhalten oder schon zu Beginn starke Lähmungen auftreten, könnten konservative Maßnahmen an ihre Grenzen stoßen und eine Operation erforderlich sein.

Vorbeugung eines Bandscheibenvorfalls

Die Vorbeugung eines Bandscheibenvorfalls ist kaum möglich. Durch den starken genetischen Anteil am Risiko besteht eine mögliche Vorsorge vor allem aus körperlichem Training und einer rückenfreundlichen Gestaltung des Alltags.

Folgende Tipps können dabei helfen:

  • Rücken- und Bauchmuskeltraining zur Stärkung der Wirbelsäule und Entlastung der Bandscheiben
  • richtiges Heben und Tragen von Gegenständen
  • richtige Sitzposition zur Entlastung des Rückens
  • durchgehendes Sitzen über einen langen Zeitraum vermeiden
  • ergonomische Sitzmöbel und richtige Matratzenwahl
  • auf richtige Ausführung von Trainingsübungen achten
  • rückenschonende Sportarten bei Verdacht von Bandscheibenproblemen, z.B. Schwimmen, Radfahren, etc.

Einen Bandscheibenvorfall vorzubeugen gestaltet sich in der Praxis sehr schwer. Die hohe genetische Abhängigkeit schränkt die Möglichkeiten stark ein. Jedoch können Muskelaufbau und ein ergonomisch gestalteter Alltag einen positiven Einfluss haben.

Behandlung eines Bandscheibenvorfalls

Konservative Verfahren

Der überwiegende Anteil an Bandscheibenvorfällen lässt sich mit konservativer Medizin gut behandeln. Darunter versteht man unter anderem die Anwendung von Physio-, Ergo-, oder Sporttherapie. Ziel dabei ist, die nötige Muskulatur (vor allem im Rücken- oder Bauchbereich) für die Stabilität und Schonung der Wirbelsäule wiederaufzubauen und zu stärken. Zur Behandlung von Schmerzen werden vom Arzt vor allem Medikamente verschrieben. Diese verhindern die durch Schmerz eingenommene Schonhaltung und können damit eine schnellere Heilung ermöglichen.

Eine weitere Behandlungsform der konservativen Medizin ist die Wärmetherapie. Wärme lindert Schmerz, fördert die Durchblutung und damit den Stoffwechsel im Körper, und löst verkrampfte Muskulatur.

Als gute Ergänzung bietet sich an dieser Stelle die Elektrotherapie an. Unterstützend vor allem bei der Physio-, Ergo- oder Sporttherapie, aber auch zur Behandlung von Schmerzen, ermöglicht die Elektrostimulation eine effiziente und moderne Möglichkeit der Rehabilitation.


Wann ist eine Operation notwendig?

Sollten die Symptome des Bandscheibenvorfalls trotz medikamentöser Behandlung oder Bewegungstherapie nach 6-8 Wochen immer noch nicht nachlassen, könnte eine Operation Abhilfe schaffen. Hohe Aufmerksamkeit sollte auf Lähmungserscheinungen gelegt werden. Diese sind eine besonders starke Indikation und erfordern sofortiges Eingreifen.


Was passiert bei einer Bandscheibenoperation?

Ziel dieser Operation ist es, das vorgefallene Material des Bandscheibenkerns oder gegebenenfalls die gesamte Bandscheibe zu entfernen (Diskektomie), um damit den eingeengten Nerv zu entlasten. So löst sich sofort der Schmerz und die Beschwerden lassen nach. Sind nicht nur die Bandscheibe, sondern auch die umliegenden Wirbel geschädigt, kann es nötig sein diesen Teil der Wirbelsäule mit Metallplatten zu versteifen.

Dieser in der Regel relativ kurze Eingriff (wenige Stunden) wird sehr häufig durchgeführt und verläuft daher meist ohne Komplikationen. Dennoch ist ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus von ca. 3-5 Tagen sowie eine weiterführende Rehabilitation notwendig.

Gründe für einen chirurgischen Eingriff sind in der Regel:

  • sehr schnelle Verschlechterung des Zustandes
  • rapide Zunahme von Schmerzen
  • Lähmungserscheinungen, besonders im Genital- und Analbereich
  • Blasen- und Stuhlinkontinenz

Rehabilitation nach einem Bandscheibenvorfall

Schmerzlinderung

Die allermeisten Bandscheibenvorfälle sind durch eine konservative Therapie, also durch Physio- und Ergotherapie, Sport, Wärmetherapie oder Medikamente gut behandelbar. In der Regel dauert eine Regeneration nach einem Bandscheibenvorfall ca. 6-8 Wochen. Sollte sich nach dieser Zeit immer noch keine Verbesserung zeigen, ist ein erneuter Besuch beim Arzt dringend zu empfehlen.

Oberste Priorität hat bei der Behandlung und Therapie eines Bandscheibenvorfalls immer die Schmerz- und Beschwerdefreiheit. Ist der Vorfall von Schmerzen begleitet, nimmt die betroffene Person automatisch eine entlastende Schonhaltung ein. Das dabei entstehende Problem ist, dass durch diese unnatürliche Haltung die belastete Rückenmuskulatur weiter verspannt und sich die Schmerzen verschlimmern. Um dem vorzubeugen, verschreibt ein Arzt in solchen Fällen zuerst schmerz- und entzündungshemmende Medikamente, in schwereren Fällen auch lokal betäubende Anästhetika.

Auch Wärme kann eine schmerzlindernde Wirkung haben. Rotlichtlampen oder einfach nur warme Kleidung fördern die Durchblutung und lockern schmerzhaft verspannte Muskulatur.

Behandlung eines Bandscheibenvorfalls

Massagen, Elektrotherapie und Physiotherapie können nach Bandscheibenvorfall zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.

Bewegungstherapie

Als nächsten Schritt in der Behandlung von Bandscheibenvorfällen wird eine Physio- oder Ergotherapie gestartet. Diese kann schon nach einer relativ kurzen Zeit beginnen. Auch Sporteinheiten sind nicht nur möglich, sondern auch wünschenswert und können den Heilungsverlauf zusätzlich beschleunigen. Jedoch ist dabei auf die passende Wahl der Sportart zu achten. Besonders rückenschonende Bewegungen wie Schwimmen, Radfahren oder Wassergymnastik können einen äußerst positiven Effekt haben.

Ziel der Bewegungstherapie und der Sporteinheiten ist es, die Rücken- und Bauchmuskulatur zu kräftigen, um die Stabilität und Schonung der Wirbelsäule wiederherzustellen. Durch entsprechend schonende Bewegungen kann auch die Schonhaltung wieder aufgelöst und so der Schmerzkreislauf unterbrochen werden. In der Therapie können des Weiteren die aufgrund von Verspannung entstandenen Schmerzen durch Massagen und Bindegewebstechniken effizient behandelt werden.

Besonders wichtig ist die physiotherapeutische Behandlung, wenn durch die Nervenbedrängung Lähmungserscheinungen der Arme oder Beine aufgetreten sind. In der Therapie können die betreffenden Muskeln trainiert und die verloren gegangenen Funktionen (z.B. Ellenbogenbeugung) wiederhergestellt werden.

Therapie mit Elektrostimulation bei Bandscheibenvorfall

Funktionelle Elektrostimulation (FES) zur Muskelkräftigung nach Bandscheibenvorfall

Elektrotherapie nach einem Bandscheibenvorfall

Eine weitere Möglichkeit, die Therapie nach Bandscheibenvorfällen effektiv und angenehm zu gestalten, ist die Elektrotherapie. Durch elektrische Stimulation der richtigen Muskeln kann der Rücken gestärkt und Schmerzen gestillt werden. Außerdem können Koordination und Bewegungsverhalten durch die Biofeedback-Funktion der Elektrotherapiegeräte verbessert werden. Somit kann Elektrotherapie nicht nur die Rehabilitation nach einem Bandscheibenvorfall unterstützen, sondern auch der Vorbeugung weiterer Vorfälle dienen.

Bei einem Bandscheibenvorfall mit Lähmungen (Paresen) liegt der Fokus auf der Wiederherstellung von Kraft und Funktion. Sind die Ausfallserscheinungen so stark, dass der Betroffene den Muskel/die Muskeln kaum noch bewegen kann, kann die funktionelle Elektrostimulation (EMG-getriggerte Mehrkanal-Elektrostimulation) das Wiedererlernen der Bewegung fördern.

Ist der Muskel gänzlich denerviert (Nerv ist so stark gequetscht, dass er temporär nicht leitet und den Muskel nicht mehr bewegen kann), gibt es spezielle Ströme, die den Muskel kräftig halten, bis der Nerv wieder leitet.

Durch zahlreiche Studien gestützt, stellt die Elektrotherapie in jeder Phase der Rehabilitation eine sehr gute Möglichkeit dar, um die Therapiezeit signifikant zu verkürzen.

Sollten Sie als Arzt oder Therapeut Interesse an Fortbildungen zur funktionellen Elektrostimulation haben und eine STIWELL® Einschulung direkt in Ihrem Institut oder online wünschen, kontaktieren Sie uns

Informieren Sie sich, wie die funktionelle Elektrostimulation mit dem STIWELL® zur Muskelkräftigung nach Bandscheibenvorfall eingesetzt werden kann!

 

STIWELL® Elektrotherapie

Glocker FX (2012): Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, Zugriff am 5.7.2018 unter https://web.archive.org/web/20140222061135/http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-058l_S2k_Lumbale_Radikulopathie_2013_1.pdf.

Orthopädie und Unfallchirurgie up2date (2016): Der lumbale Bandscheibenvorfall, Zugriff am 6.7.2018 unter https://www.thieme.de/de/orthopaedie-unfallchirurgie/der-lumbale-bandscheibenvorfall-109184.htm.

Pflugmacher, R., Koch, P. (2013). Degenerative Erkrankungen. In: Ruchholtz, S. & Wirtz, D. C. (Hrsg.). Orthopädie und Unfallchirurgie essentials: Intensivkurs zur Weiterbildung. (2.Aufl.) Stuttgart: Georg Thieme Verlag, 676-690.

Pflugmacher, R., Koch, P. (2013). Untersuchungstechniken. In: Ruchholtz, S. & Wirtz, D. C. (Hrsg.). Orthopädie und Unfallchirurgie essentials: Intensivkurs zur Weiterbildung. (2.Aufl.) Stuttgart: Georg Thieme Verlag, 658-663.