Gonarthrose (Kniearthrose)
Eine Gonarthrose, auch Kniearthrose genannt, bezeichnet den fortlaufenden Verschleiß der Knorpel im Kniegelenk. Ein arthrosebedingter Abbau des Knorpelmaterials führt zu einer verminderten Stabilität im Knie und verursacht teils starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Erfahren Sie in diesem Artikel alles zum Thema Gonarthrose: Was genau ist eine Gonarthrose und welche Symptome treten dabei auf? Welche Ursachen hat eine Gonarthrose? Wie sehen mögliche Behandlungen und Therapien aus? Und vieles mehr …
Was ist eine Gonarthrose?
Die Bezeichnung Gonarthrose (ICD-Code M17) setzt sich aus zwei Wörtern zusammen. Gony, das griechische Wort für Knie und Arthrose, eine Erkrankung bei der Knorpelmaterial in den Gelenken durch Verschleiß abnimmt. Demnach handelt es sich bei einer Gonarthrose (Kniearthrose) um eine Erkrankung des Kniegelenks, verursacht durch den Verschleiß des Knorpels zwischen Oberschenkel und Unterschenkel. Der Knorpel stabilisiert das Knie und schützt vor Reibungsschäden am Knochen. Die Abnahme kann zu Bewegungseinschränkungen und starken Schmerzen führen.
Die Gonarthrose gehört zu den zehn häufigsten Krankheiten der Welt (Kiselev 2008). Laut aktuellen Studien zeigen 15-16 % der 50 bis 54-jährigen Anzeichen von Gonarthrose. Bei den 70 bis 74-Jährigen steigt dieser Anteil auf 36-40 % (Stöve 2018).
Im Allgemeinen wird zwischen zwei Arten der Arthrose unterschieden. Die primäre Arthrose bezeichnet eine durch genetische Veranlagung hervorgerufene Form dieser Erkrankung. Dabei ist jedoch nicht sicher, dass bei einer Person mit dieser Disposition typische Symptome jemals auftreten werden. Die sekundäre Arthrose ist durch äußere Einwirkungen, wie zum Beispiel Verletzungen durch Unfälle, Beinfehlstellungen (X-Beine/O-Beine) oder Dauerbelastungen durch das Berufsleben, gekennzeichnet.
Oft wird im Sprachgebrauch eine Arthrose mit einer Arthritis verwechselt. Bei Arthritis handelt es sich um den Oberbegriff für entzündungsbedingte Gelenkerkrankungen. Dazu zählen z.B. die
infektionsbedingte Arthritis und die rheumatoide Arthritis. Manchmal kann eine Gonarthrose ebenfalls zu einer Entzündung führen. In diesem Fall würde man auch von einer Arthritis sprechen.
Ursachen einer Gonarthrose
In den meisten Fällen handelt es sich bei einer Gonarthrose um einen altersbedingten Verschleiß des Knorpels im Kniegelenk. Hauptgrund für diesen Verschleiß ist die mit der Zeit abnehmende Fähigkeit des Körpers zur Regeneration kleiner Schäden.
Durch genetische Veranlagungen oder Überbelastung der Knie kann die Arthrose auch in jüngeren Jahren auftreten. Belastungsbedingte Ursachen für eine Gonarthrose sind z.B.:
- Übergewicht
- Beinfehlstellungen (z.B. X-Beine, O-Beine)
- Knieverletzungen (z.B. Meniskusriss)
- dauerhafte Belastungen im Arbeitsalltag (z.B. Handwerker)
- High-Impact Sport (z.B. Fußball)
Personen mit einer genetischen Disposition für die Entwicklung einer Gonarthrose müssen nicht unbedingt an Beschwerden leiden. Die Veranlagung kann ein ganzes Leben lang vorhanden sein, ohne dass Symptome auftreten. Die Ursachen für eine Gonarthrose sind äußerst vielfältig. Manchmal lässt sich kein bestimmter Grund festmachen. In diesem Fall spricht man von einer idiopathischen Gonarthrose.
Symptome einer Gonarthrose
Eine Gonarthrose äußert sich in der Regel durch Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Kniegelenk, jedoch müssen sich nicht zwingend Symptome bemerkbar machen. Im Frühstadium der Erkrankung verspüren die Betroffenen meist nur leichte Schmerzen beim Bewegen des Knies. Diese verschwinden oft wieder nach einer kurzen Zeit des Aufwärmens durch ein paar Schritte.
Sollte die Gonarthrose andauern, ist irgendwann das gesamte Knorpelmaterial abgebaut und die nun ungeschützten Enden der Knochen reiben aneinander, was teils starke Bewegungseinschränkungen und Schmerzen zur Folge hat. Diese Schmerzen können über längere Zeit hinweg anhalten und nicht ausschließlich im direkten Zusammenhang mit einer Bewegung stehen.
Aufgrund der teils sehr unterschiedlich ausgeprägten Symptome lässt sich nur sehr schwer ein Verlauf darstellen. Während sich bei manchen Patienten nie Schmerzen bemerkbar machen und nur leichte Bewegungseinschränkungen zeigen, leiden andere an starken Ausprägungen derselben. Wieder andere bekommen Beschwerden, die nach einiger Zeit von selbst verschwinden. Auch bei einer genetischen Veranlagung einer Person muss eine Gonarthrose nicht zwingend Probleme verursachen.
Ein arthrosebedingter Abbau des Knorpels im Kniegelenk lässt sich nicht wieder rückgängig machen, jedoch kann die betroffene Person die Geschwindigkeit des Fortschritts der Krankheit und die Ausprägungen der Symptome relativ stark beeinflussen. Unter anderem kann eine Reduzierung von Übergewicht, sowie sportliche Aktivität zur Stärkung der Muskulatur im Knie, den Fortschritt der Erkrankung stark verzögern und damit Bewegungseinschränkungen und Schmerzen verringern.
Eine Gonarthrose kann sich sehr unterschiedlich bemerkbar machen. Die Symptome äußern sich anfangs durch leichte aber vorübergehende Schmerzen bei Belastung. Sie können sich steigern bis hin zu anhaltenden starken Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Stabilitätsverlust.
Diagnose: Gonarthrose
Zur ersten Einschätzung wird der Patient befragt. Es soll damit ermittelt werden, ob eine Vorerkrankung oder Verletzung vorliegt. Weiters sollen dadurch andere Erkrankungen ausgeschlossen werden können, die Grund für die Beschwerden sein könnten. Anschließend wird der Patient einer klinischen Untersuchung unterzogen. Beweglichkeitsprüfungen und Stabilitätstests sollen Hinweise auf Fehlfunktionen im Bein geben. Durch sogenannte Funktionstests werden Beweglichkeit und Schmerzreaktionen durch gezielte Handgriffe des Arztes geprüft.
In weiterer Folge können bildgebende Verfahren eingesetzt werden, um Klarheit über den Zustand des Kniegelenks, insbesondere der Knorpel, zu bekommen. Röntgenaufnahmen können größere Verschleißschäden deutlich darstellen. Besonders beachtet wird bei der Diagnose die Größe des Gelenkspalts. Je kleiner dieser ist, desto fortgeschrittener ist die Gonarthrose. Außerdem kann erkannt werden, ob bereits eine Deformation (Osteophyten) der Gelenkflächen vorliegt (Theiler 2002).
Eine Arthrose wird allgemein nach dem Kellgren-Lawrence-Score in 5 verschiedene Schweregrade eingeteilt (Lützner et al. 2006):
- Grad 0: keine Arthrosezeichen
- Grad 1: geringe Gelenkspaltschmälerung
- Grad 2: geringe Gelenkspaltschmälerung und angedeutete Unregelmäßigkeiten der Gelenkfläche
- Grad 3: ausgeprägte Gelenkspaltschmälerung und deutliche Unregelmäßigkeiten der Gelenkfläche
- Grad 4: ausgeprägte Gelenkspaltschmälerung und Deformierung/Nekrosen (Absterben von Knochenzellen) der Gelenkpartner
Therapie der Gonarthrose
Zur Behandlung einer Gonarthrose stehen eine Vielzahl an Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Der Abnahme des Knorpels im Kniegelenk kann konservativ durch Bewegungs- und Physiotherapie vorgebeugt werden. Diese beinhaltet vor allem Übungen, um die schützende und stabilisierende Muskulatur am Knie zu stärken. An dieser Stelle kann zur Unterstützung auch auf Orthesen und Schuheinlagen zurückgegriffen werden. Um Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu vermeiden, kann zusätzlich medikamentös behandelt werden.
Falls es bereits zu einer sehr fortgeschrittenen Abnahme des Knorpelmaterials im Kniegelenk gekommen ist, ist eine Operation eine weitere Möglichkeit, um den Verlauf einer Gonarthrose einzubremsen und Symptomen effektiv entgegenzuwirken. Operative
Behandlungen, wie der Einsatz eines künstlichen Kniegelenks oder einer Knochenumstellung (Osteotomie) bei Beinfehlstellungen, sind schwerwiegend und sollten nur nach erfolglosen Versuchen einer konservativen Therapie und anhaltenden, sehr starken
Schmerzen in Erwägung gezogen werden.
Rehabilitation bei einer Gonarthrose
Die Rehabilitation bei einer Gonarthrose stellt eine äußerst wichtige Phase dar und ist ausschlaggebend für die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit und der Beschwerdefreiheit des Knies. Nicht nur bei konservativer Behandlung einer Gonarthrose, sondern auch nach einem operativen Eingriff, ist eine umfangreiche Physiotherapie essentiell. Durch angepasste Übungen muss das geschwächte Knie langsam wiederaufgebaut werden. In Kombination dazu ist Elektrotherapie eine gute Möglichkeit, den Heilungsprozess wesentlich zu beschleunigen.
Die funktionelle Elektrostimulation hilft, die durch die Arthrose geschwächten Muskeln wieder aufzubauen.
Elektrotherapie bei einer Gonarthrose
Eine weitere Möglichkeit der Rehabilitation ist die funktionelle Elektrostimulation. Die elektrische Stimulation von Muskeln kann in jeder Phase der Rehabilitation eine wichtige Unterstützung bieten.
Eine Auswahl an verschiedenen Programmen ermöglicht eine patientenspezifische Einstellung und kann damit die stabilisierenden und schützenden Muskeln am Kniegelenk so stimulieren, dass einer Atrophie der Muskeln (Muskelschwund) aufgrund einer Schonhaltung im Alltag oder nach einer Operation effektiv vorgebeugt werden kann.
Isolierte Stimulation eines Muskels durch einfache Muskelaufbauprogramme, kombinierte Stimulation mehrerer Muskeln in einer konkreten Bewegungsabfolge oder EMG-getriggerte Stimulationen können helfen die Therapie einer Gonarthrose zu vereinfachen und zu beschleunigen. Außerdem können durch sogenannte TENS Programme Schmerzbehandlungen vorgenommen werden.
Sport und Gonarthrose
Sport kann zur Steigerung des Wohlbefindens, Reduzierung von Schmerzen und Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit des Körpers beitragen. Jedoch unterliegt die Indikation einer Gonarthrose beim Sport gewisser Einschränkungen und bedarf erhöhter Vorsicht, um nicht eine Verschlechterung des Zustandes hervorzurufen.
Während sogenannte Low-Impact Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren eine Reduzierung von Schmerz bewirken können, tragen High-Impact (gelenkbelastende) Sportarten wie Fußball oder Tennis unter Umständen zu einer Verschlechterung des Zustandes bei. Insgesamt kann Sport jedoch besonders auch zur Vorbeugung von Beschwerden im Knie sehr gut eingesetzt werden.
Außerdem sollte möglichst bequemes, gut gedämpftes Schuhwerk getragen werden, um weitere Belastungen im Knie zu vermeiden. Auch durch die Reduzierung von Übergewicht kann einer Gonarthrose entgegengewirkt werden.
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Kiselev, J. (2008). Evidenz von Physiotherapie bei Gonarthrose. physioscience, 4(03), 107-119.
Theiler, R. A. (2002). Epidemiologie, Diagnose und Differentialdiagnose, Abklärung und Dokumentation. Schweiz Med Forum, 23, 555-561.
Stöve, J. (2018). S2k-Leitlinie Gonarthrose. Online: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/033-004l_S2k_Gonarthrose_2018-01_1.pdf (abgerufen
am 7.1.2019)
Lützner, H. J., Kirschner, S., & Günther, K. P. (2006). Epidemiologie und Diagnostik der Gonarthrose. OP-JOURNAL, 22(03), 142-147.