Schlaganfall (Apoplex)

Der Schlaganfall (Apoplex, Insult, Hirnschlag) ist ein medizinischer Notfall. Er bezeichnet eine plötzlich auftretende gefäßbedingte Schädigung des Gehirns und muss umgehend behandelt werden.

Erfahren Sie in diesem Artikel alles zum Thema Schlaganfall: Was passiert bei einem Schlaganfall? Welche Symptome, Folgen und Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Welche Möglichkeiten zur Rehabilitation stehen zur Auswahl? Und vieles mehr…

Was ist ein Schlaganfall?

Was ist ein Schlaganfall?
Der Schlaganfall bezeichnet eine plötzlich auftretende Hirnschädigung entweder durch eine Blutung oder durch die Einschränkung der Blutversorgung (Ischämie) im Gehirn.

Der Schlaganfall (ICD-10 CODE: I60-I64, G45, I69) ist eine plötzlich auftretende Schädigung des Gehirns, die sich durch starke Kopfschmerzen, Lähmungen, Schwindel oder Sprachstörungen bemerkbar macht. Der Grund dafür ist eine Durchblutungsstörung. Diese kann ischämisch (Hirninfarkt) oder hämorrhagisch (Hirnblutung) bedingt sein (Rohkamm 2009).

Mit einer Anzahl der Neuerkrankungen (Inzidenz) von 16,9 Millionen Betroffenen pro Jahr weltweit führt der Schlaganfall zum Verlust von 102 Millionen unversehrten Lebensjahren (Feigin et al. 2014), da bei 90 % der Betroffenen Einschränkungen zurückbleiben (Williams et al. 1999).

Symptome eines Schlaganfalls

Welche Symptome auftreten, hängt von der Lokalisation und Ausprägung des Schlaganfalls ab. Die Symptome sind oft einhergehend mit stärkerer unspezifischer Übelkeit und Kopfschmerzen. Bei plötzlichem Auftreten eines oder mehrerer dieser Symptome ist schnelles Handeln von großer Bedeutung (europäischer Notruf 112):

  • halbseitige Lähmungserscheinungen (Hemiparese oder -plegie): z.B. einer Körperseite, eines Armes oder Beines, einer Gesichtshälfte: Fazialisparese – z.B. hängender Mundwinkel
  • halbseitiges Taubheitsgefühl (Sensibilitätsstörung)
  • Koordinationsstörungen
  • Sprach- oder Sprechstörungen (Aphasie oder Dysarthrie): z.B. verwaschene Sprache, Wortfindungsstörung, Verlust des Sprachvermögens
  • Sehstörungen oder Blindheit (z.B. eingeschränktes Sehen, Doppelbilder)
  • Schwindel, Übelkeit, Gleichgewichtsstörungen
  • Schluckstörung (Dysphagie)
  • Bewusstlosigkeit, Verwirrtheit oder sonstige kognitive Beeinträchtigungen
  • Halbseitenvernachlässigung (Neglect) 
  • etc.

Wie kann man einen Schlaganfall erkennen?

Wie kann man einen Schlaganfall erkennen?
Bei ersten Anzeichen eines Schlaganfalls kann der FAST Test hilfreich sein, um die Symptome ehestmöglich zu erkennen.

Bei einem Schlaganfall können unterschiedliche Symptome in verschiedensten Kombinationen auftreten. Für den Laien ist es deshalb oft schwierig zu erkennen, ob es sich um einen Schlaganfall handelt. Der FAST Test kann bei Verdacht auf einen Schlaganfall hilfreich sein und sollte daher bereits vom Ersthelfer durchgeführt werden.

FAST - Schnelltest bei Schlaganfallverdacht 

F – Face (Gesicht): Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln. Ist eine einseitige Gesichtslähmung erkennbar?

A – Arms (Arme): Bitten Sie die Person bei geschlossenen Augen gleichzeitig beide Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. (Bei einer Lähmung kann ein Arm nicht gehoben werden, sinkt wieder oder dreht sich.)

S – Speech (Sprache): Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen. (Bei Sprachstörungen wird dies nicht oder nur schwer gelingen, bei Sprechstörungen wird die Aussprache 'verwaschen' sein.)

T – Time (Zeit): Sollte eines dieser Anzeichen zutreffen, wählen Sie unverzüglich den Notruf. Viele Schlaganfälle können mit diesem Schnelltest erkannt werden, teilen Sie dem Notruf Ihren Verdacht mit.


Vorboten eines Schlaganfalls

Bei der TIA (transitorische ischämische Attacke) tritt eines oder mehrere der Symptome meist nur für wenige Minuten auf und verschwindet dann ohne bleibende Beschwerden wieder. Umso wichtiger ist es, dieses Warnzeichen ernst zu nehmen und die Ursache dafür abzuklären. Unter Umständen kann so ein drohender Schlaganfall verhindert werden. Nicht immer ist der erste Schlaganfall eine TIA oder ein leichter Schlaganfall. Es kann auch zu größeren Gefäßverschlüssen kommen. In diesem Fall kann ein Vorbote auch die vorübergehende plötzliche Blindheit eines Auges sein (Amaurosis Fugax).

Erste Hilfe bei Schlaganfall - Was ist im Ernstfall zu tun?

„Time is brain“!

Verständigen Sie bei Schlaganfallverdacht sofort den Notruf (112 europaweit) und führen Sie den FAST Test durch. Beantworten Sie die Fragen der Leitstelle aufmerksam und geben Sie eine KURZE Schilderung der Situation: 

  • Welche Symptome hat der Betroffene?
  • Wann haben die Symptome begonnen?
  • Wie haben sich die Symptome entwickelt?
  • Welche Medikamente nimmt der Patient? (insbesondere evtl. Blutverdünner)

Die Leitstelle kann Ihnen je nach Situation auch verschiedene Anweisungen geben, z.B.:

  • 30° Oberkörperhochlage
  • Seitenlage bei Bewusstlosigkeit
  • etc.

Wichtig: Lassen Sie den Betroffenen nicht alleine und beruhigen Sie ihn. Geben Sie dem Betroffenen nichts zu essen oder zu trinken (Schluckstörung) und verabreichen Sie nicht eigenmächtig Blutverdünner (Aspirin etc.).

Neben starkem Kopfschmerz und Übelkeit können bei einem Schlaganfall unterschiedlichste Symptome, wie z.B. Schwäche von Armen oder Beinen, Taubheitsgefühle, Schwindel, Sprachstörungen oder ein herabhängender Mundwinkel, beobachtet werden. Verständigen Sie bei Verdacht sofort den Notruf!

Diagnose: Schlaganfall

Nachdem der Ersthelfer die Rettung verständigt hat, muss der Betroffene schnellstmöglich in ein spezialisiertes Krankenhaus, wenn möglich mit Stroke Unit, gebracht werden. Dies ist wichtig, damit mit einer kompetenten medizinischen Schlaganfallbehandlung begonnen werden kann. Erfolgt die ärztliche Behandlung umgehend, erhöht sich die Chance, das Leben des Betroffenen zu retten und auch dauerhaften Behinderungen sowie irreparablen Schäden vorzubeugen.

Damit eine gezielte Therapie erfolgen kann, muss herausgefunden werden, ob eine Minderdurchblutung oder Hirnblutung besteht. Dies geschieht meist durch bildgebende Verfahren, z.B. eine Computertomographie (CT) und/oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns.

Leichter oder schwerer Schlaganfall?

Die National Institutes of Health Stroke Scale (NIHSS) dient zur klinischen Beurteilung des Schweregrads des Schlaganfalls. Sie ist neben den bildgebenden Verfahren ein wichtiger Parameter zur Bestimmung der akuten Behandlung sowie zur Verlaufsdokumentation. Mit dieser Skala wird die Ausprägung der unterschiedlichen Symptome festgehalten. Ein niedriger Summenscore weist dabei auf einen leichten und ein höherer Score auf einen schweren Schlaganfall hin.

Ursachen eines Schlaganfalls

Bei einem Schlaganfall ist die Blutversorgung des Gehirns gestört. Die Zellen im betroffenen Gebiet können je nach Dauer und Umfang des Schlaganfalls geschädigt werden oder sogar absterben. Je nach Schweregrad und Lokalisation des Schlaganfalls kann dieser Umstand zu Funktionsstörungen oder sogar zum Tod führen.


Was sind konkrete Ursachen für einen Schlaganfall?

Minderdurchblutung (ischämischer Schlaganfall, Hirninfarkt)

Der Verschluss der gehirnversorgenden Blutgefäße sorgt dafür, dass Teile des Gehirns nicht mehr richtig durchblutet werden. Gründe dafür können u.a. Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose), Blutgerinnsel (Blutpfropfen, die sich im Herzen bilden und in das Gehirn aufsteigen) und Gefäßentzündungen sein. Diese Form kommt in etwa 80 Prozent der Fälle vor (Donnan et al. 2008).

Minderdurchblutung (ischämischer Schlaganfall, Hirninfarkt)
Hirninfarkt (Ischämie)

Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall)

Bei einer Hirnblutung fließt Blut in das umliegende Hirngewebe, was aufgrund des entstehenden Drucks zusätzlich zur Schädigung nicht betroffener Gehirnareale führen kann. Diese inter- oder extrazerebralen Blutungen können durch Bluthochdruck (Hypertonie), Gerinnungsstörung, Gefäßentzündung (Vaskulitis), Tumore oder schlechte medikamentöse Einstellung mit Blutverdünnern (Antikoagulantien) hervorgerufen werden.

Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall)
Hirnblutung

Bei einem Schlaganfall kommt es zu einer Störung der Blutversorgung des Gehirns (aufgrund Minderdurchblutung oder Hirnblutung). Die Diagnosestellung erfolgt neben der klinisch-neurologischen Untersuchung mittels bildgebender Verfahren (CT, MRT).

Therapie / Akutbehandlung des Schlaganfalls

Wichtig ist, eine frühestmögliche Verbesserung der Durchblutung (bzw. Stillung der Blutung), um den Schaden, auch in den Grenzzonenbereichen, zu minimieren – denn „time is brain". Ein Schlaganfallverdacht sollte grundsätzlich schnellstmöglich abgeklärt werden, damit sofort mit der gezielten Behandlung begonnen werden kann. Abhängig von Schweregrad, Ursache und Zeitfenster können nun verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten in Betracht gezogen werden:

  • Bei einem Verschluss eines Gehirngefäßes durch ein Blutgerinnsel (Minderdurchblutung) wird häufig die medikamentöse Lysetherapie angewandt, um so das Gerinnsel aufzulösen. Eine weitere Möglichkeit ist die Thrombektomie, bei der das Blutgerinnsel über einen Katheter abgesaugt wird.
  • Bei einer Hirnblutung ist die Stillung der Blutung vorrangig. Ebenfalls muss meist der zu hohe Blutdruck durch Medikamente gesenkt werden. Ist eine größere Menge an Blut in das umliegende Gehirngewebe ausgetreten, kann eine operative Entfernung nötig sein.

Welche Behandlungsmethode bei einem Schlaganfall angewandt wird, ist von Patient zu Patient verschieden und muss vom behandelnden Arzt individuell beurteilt werden. Auch die Behandlung der Risikofaktoren ist von zentraler Bedeutung. Erfahren Sie mehr über mögliche Risikofaktoren im nachstehenden Text.

Risikofaktoren für Schlaganfall

Es gibt verschiedenste Risikofaktoren für einen Schlaganfall, von denen nur manche beeinflusst werden können. Sollten einige davon bei Ihnen zutreffen (Bluthochdruck, Hypercholesterinämie, etc.), versuchen Sie NICHT diese selber zu behandeln, sondern begeben Sie sich in ärztliche Behandlung.

Wodurch wird das Risiko für einen Schlaganfall erhöht?

  • hohes Lebensalter
  • genetische Veranlagung (familiäre Vorbelastung)
  • Schlaganfall in der Vorgeschichte
  • Arteriosklerose: Diese wird durch erhöhte Cholesterinwerte, Diabetes mellitus, Bluthochdruck (Hypertonie) und Rauchen begünstigt.
  • Herzerkrankungen (Vorhofflimmern, Herzklappenerkrankungen, etc.)
  • Persistierendes Foramen Ovale (PFO)
  • Bewegungsmangel, starkes Übergewicht, ungesunde Ernährung
  • Stress
  • starker Alkoholkonsum
  • Antibabypille
  • etc.

Folgen eines Schlaganfalls

Schlaganfall Folgen
Abhängig von Ort und Ausmaß der Schädigung können unterschiedliche Folgen durch den Schlaganfall auftreten.


Schlaganfall ist laut der World Stroke Organization weltweit eine der häufigsten Ursachen für lang andauernde Behinderungen.

Je nachdem welche Gehirnareale wie lange und in welchem Ausmaß von der Minderdurchblutung oder Hirnblutung betroffen waren und wie stark ausgeprägt die initialen Symptome waren, kann der Schlaganfall unterschiedlich schwere Folgen und Beeinträchtigungen für das Leben des Betroffenen haben.

Heilungschancen

In der Regel verbessern sich die aufgetretenen Symptome durch Selbstheilungsprozesse im Körper (Spontanremission) und Training. Wie groß die Verbesserung sein wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die individuell für jeden Einzelnen betrachtet werden müssen.

Wie lange im Krankenhaus?

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Akutkrankenhaus beträgt ca. 2 Wochen. Danach kann der Betroffene entweder in eine Reha-Einrichtung weiter verwiesen oder nach Hause (mit/ohne ambulante Therapie) entlassen werden.

Lebenserwartung

Auch hier muss jeder Mensch individuell betrachtet werden. Junge Menschen ohne Restsymptomatik tendieren bei behandelter Ursache und behobenen Risikofaktoren zu einer guten Prognose. Umgekehrt, steigt das Risiko, wenn keine Ursache gefunden werden kann und/oder die Risikofaktoren nicht behandelt werden. Durch den steigenden medizinischen Standard nimmt die Sterblichkeitsrate über die Jahre gesehen im Allgemeinen jedoch ab (Feigin et al. 2014).

Umso schneller die Verbesserung der Durchblutung (bzw. Stillung der Blutung) erreicht wird, desto eher können die Folgeschäden nach einem Schlaganfall minimiert werden. Die Akuttherapie kann entweder medikamentös oder operativ erfolgen.

Rehabilitation nach Schlaganfall

Mit der „1 von 6“ Kampagne verdeutlicht die World Stroke Organization die Situation: Alle sechs Sekunden verändert sich die Lebensqualität eines Menschen für immer – er wird nach einem Schlaganfall eine dauerhafte körperliche Behinderung/Einschränkung zurückbehalten. Um das Risiko dieser dauerhaften körperlichen Beeinträchtigungen nach einem Schlaganfall zu senken, sollte der Betroffene schnellstmöglich eine angemessene ärztliche Behandlung sowie eine adäquate Therapie und Rehabilitation erhalten.

Die Folgen der Schädigung im Gehirn sind breit gefächert (Symptome eines Schlaganfalls) und bedürfen individueller Therapie. Mithilfe unterschiedlicher Rehabilitationsmaßnahmen können beeinträchtigte Funktionen des Körpers vollständig oder mit Einschränkungen wiederhergestellt werden. Dies ist einerseits durch die funktionelle Kompensation und andererseits durch strukturelle und funktionelle Veränderungen im Gehirn (Neuroplastizität) möglich.


Ziel der Rehabilitation

Ziel der Rehabilitation ist die Rückkehr der Betroffenen zu einer möglichst unabhängigen, selbstständigen und selbstbestimmten Lebensweise. Dies beinhaltet die grundlegenden Aktivitäten des täglichen Lebens, aber auch die Teilnahme am sozialen und beruflichen Leben. 

Manchmal können aufgrund der Schwere des Schlaganfalls durch die Rehabilitation nur mehr die Pflegebedürftigkeit und die Beschwerden verringert werden. Der Betroffene ist oftmals auf Unterstützung im Alltag angewiesen. Dabei ist es wichtig, Barrieren zu erkennen und Wege zu finden, um diese zu überwinden und gegebenenfalls entsprechende Hilfsmittel oder weitere Therapiemaßnahmen einzusetzen. 


Frührehabilitation – Langzeitrehabilitation

Je früher mit der entsprechenden Rehabilitation (=Wiederherstellung) begonnen wird, desto besser für den Therapieerfolg. Deshalb sollte bereits im Krankenhaus mit der Frührehabilitation gestartet werden. Durch ein multidisziplinäres, abgestimmtes Therapeutenteam können mit dem Patienten schon früh aktivierende Maßnahmen in der Pflege, Übungen zur Steigerung der Bewegungsfähigkeit sowie Sprach- und Schluckübungen ausgeführt werden.

In der Therapie werden heute oftmals die Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) nach den Prinzipien des motorischen Lernprozesses geübt, um wieder Schritt für Schritt in ein selbstständiges Leben zurückzufinden.

Rehabilitation nach Schlaganfall


Im Laufe der Behandlung wird je nach Einschränkung entschieden, welche Rehabilitationsmaßnahmen regelmäßig und über einen längeren Zeitraum weitergeführt werden.

Meist besteht der individuell abgestimmte Therapieplan aus vielen unterschiedlichen Therapieverfahren der verschiedenen Fachgebiete (Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Biofeedback, Elektrostimulation, etc.).

Motorisches Lernen

Beim motorischen Lernen steht die Wiederherstellung von Bewegungskompetenzen nach Schädigung im Vordergrund. Es gibt kein Konzept das befolgt werden muss, doch weiß man, dass gewisse Faktoren einen großen Einfluss auf den Lernprozess und somit auf einen nachhaltigen Therapieerfolg haben. Folgende Aspekte im Lernprozess sind von großer Relevanz:

  • aktives Üben (Hauptmann & Müller 2011)
  • ziel- und alltagsorientiertes Handeln (Hauptmann & Müller 2011)
  • Randomisierung von Aktivitäten (Hauptmann & Müller 2011)
  • Variabilität in der Übungssituation (Mulder 2007)
  • optimales Feedback (Mulder 2007)
  • Shaping (Woldag 2011)
  • Repetition (Lang et al. 2007,2009; Hauptmann & Müller 2011)
  • Motivation (Wulf 2010)
  • Enriched Environment (Mehrholz 2008)

Empfohlen wird eine Therapiedichte von 5 Einheiten mit Übungssequenzen à 30-45 Minuten pro Woche (Platz 2011).

Die Rehabilitation nach Schlaganfall sollte so früh wie möglich beginnen und individuell auf den Betroffenen abgestimmt werden. Die regelmäßige Anwendung der unterschiedlichen Maßnahmen und die Unterstützung durch Angehörige und Pflegepersonal tragen zum Therapieerfolg bei.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es zur Rehabilitation nach Schlaganfall?

Es gibt u.a. folgende Therapiemöglichkeiten, die zu einer Verbesserung von motorischen Funktionsdefiziten und Aktivitäten beitragen können:

Physiotherapie nach Schlaganfall

Physiotherapie nach Schlaganfall

Ergotherapie nach Schlaganfall
Ergotherapie nach Schlaganfall

Physiotherapie

Der Physiotherapeut stellt aufgrund der bestehenden funktionellen Defizite und Fehlfunktionen einen individuell abgestimmten Therapieplan zusammen. Das Wiedererlernen von Bewegung oder alternative Kompensationsstrategien und der Einsatz von Hilfsmitteln tragen dazu bei, den Alltag wieder selbstständig meistern zu können.

Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts, der Koordination, der Körperwahrnehmung und der Spastik (erhöhte Muskelanspannung) sowie Muskelaufbau und Ausdauertraining werden hier unter anderem regelmäßig durchgeführt. Ziel ist, die Beweglichkeit (Mobilität) der Patienten zu erhalten bzw. zu verbessern, um so die bestmögliche körperliche Selbstständigkeit im Alltag wiederzuerlangen. Oftmals werden dazu auch die Angehörigen in die Physiotherapie miteinbezogen. 
 

Ergotherapie

Ergotherapeuten üben mit den Patienten den Umgang mit alltagsrelevanten Hilfsmitteln, um behinderungsbedingte Einschränkungen auszugleichen. Es werden motorisch-funktionelle Aktivitäten und praktische Aufgaben (z.B. Waschen, Anziehen, Einkaufen), welche die Eigenaktivität fördern sollen, trainiert.

Die Betroffenen sollen eine größtmögliche Selbstständigkeit im täglichen Leben wiedererlangen. Die Ergotherapeuten beraten auch die Angehörigen und geben ihnen Anleitung und Hilfestellung zur Unterstützung der Betroffenen. 

 

Logopädie

Sprech-, Sprachstörungen und Schluckstörungen können mithilfe eines Logopäden gezielt behandelt werden. Die Logopädie hilft dabei, die Kommunikationsfähigkeit, Sprachleistung, Deutlichkeit der Aussprache und selbstständige Nahrungsaufnahme der Betroffenen zu verbessern.

Ein weiterer Behandlungsschwerpunkt umfasst die Lähmung der Gesichtsmuskulatur (Fazialisparese). Die Therapie wird auf die individuellen Defizite abgestimmt. Die Angehörigen werden ebenfalls zum Umgang mit diesen Störungen aufgeklärt und beraten.

STIWELL Therapie | Sitzen - Aufstehen unilateral
STIWELL® Therapie | Sitzen/Aufstehen (FES)
STIWELL Therapie | Greifen, Loslassen unilateral
STIWELL® Therapie | Greifen/Loslassen (FES)

Biofeedback

Beweglichkeitseinschränkungen können mittels Biofeedback therapiert werden. Durchgeführte Bewegungen werden von einem elektromedizinischen Gerät optisch und akustisch an den Betroffenen rückgemeldet. Der Nutzer nimmt seine Bewegungen bewusst wahr. Die Folge ist ein kognitives Wiedererlernen der Bewegung bzw. eine bewusste Anspannung der betroffenen Muskulatur bei Lähmungen (Paresen).

Das symptomorientierte Biofeedback-Training, gegebenenfalls kombiniert mit einer muskelaktivitätsgesteuerten Elektrotherapie, ist ein effizientes Therapiemittel, welches die Therapie neurologischer Schädigungen sinnvoll ergänzt und vom Betroffenen rehabilitationsbegleitend oder im Anschluss an ein Rehabilitationsverfahren als kontrollierte Eigen- bzw. Heimtherapie genützt werden kann. 

 

Elektrotherapie

Die funktionelle Elektrostimulation kann für die Rehabilitation nach einem Schlaganfall optimal als Ergänzung zur konventionellen Bewegungstherapie zum Wiedererlernen alltäglicher Funktionen eingesetzt werden. Nach Abschluss der Akutbehandlung kann bereits stationär mit der Elektrotherapie in der Klinik begonnen werden. Danach sollte über einen längeren Zeitraum regelmäßig im Rahmen eines festgelegten Therapieplans ambulant/stationär therapiert werden.

Nach Einweisung durch einen Arzt/Physiotherapeuten in die Anwendung des Elektrotherapiegerätes können manche Elektrotherapiegeräte von Patienten auch für die Heimtherapie gemietet werden (wie das STIWELL®, siehe Therapie zu Hause). Somit ist die Elektrotherapie in allen Phasen der Neurorehabilitation einsetzbar. Die Effektivität der Elektrotherapie wurde in mehreren Studien nachgewiesen.

 

Wie hilft Elektrotherapie nach einem Schlaganfall?

Durch einen Schlaganfall funktioniert die Signalweiterleitung vom Gehirn über das Rückenmark und die Nervenbahnen an den Muskel teilweise nicht mehr, da die dafür zuständigen Hirnareale bzw. Nervenzellen geschädigt sind. Infolgedessen werden die betroffenen Muskeln gar nicht oder nicht mehr so häufig angeregt und die Muskelmasse nimmt ab (Muskelatrophie). Durch den Einsatz von Elektrotherapie kann die schlaffe Muskulatur zu Beginn der Therapie aufgebaut werden. Bewegungsabläufe können mit Unterstützung der EMG-getriggerten Mehrkanal-Elektrostimulation (EMG-MES) und Biofeedback wieder erlernt werden. Für den Therapieerfolg sollten gezielte, reproduzierbare Funktionen bei häufiger Wiederholung (Repetition) geübt werden.

Die Elektrostimulation ist in allen Phasen der neurologischen Rehabilitation nach Schlaganfall einsetzbar und dient zum Muskelaufbau und dem Training alltäglicher Funktionen. 

Sollten Sie als Arzt oder Therapeut Interesse an Fortbildungen zur funktionellen Elektrostimulation haben und eine STIWELL® Einschulung direkt in Ihrem Institut oder online wünschen, kontaktieren Sie uns

Vorbeugung eines Schlaganfalls

Wie reduziere ich das Risiko für einen (erneuten) Schlaganfall?

Es ist von zentraler Bedeutung, die Risikofaktoren zu minimieren und die Ursache für den Schlaganfall herauszufinden und zu beheben. Es gibt verschiedenste Risikofaktoren für einen Schlaganfall, von denen nur manche direkt beeinflusst werden können. Sollten einige auf Sie zutreffen (Bluthochdruck, Hypercholesterinämie, etc.), versuchen Sie NICHT diese selbst zu behandeln, sondern holen Sie ärztlichen Rat ein! Grundsätzlich ist es von Vorteil, ein aktives Leben mit viel Bewegung und gesunder Ernährung zu führen. Regelmäßige Arztbesuche unterstützen Sie, auf mögliche Erkrankungen rechtzeitig aufmerksam zu werden und die richtigen Schritte einzuleiten.

Informieren Sie sich, wie Sie die funktionelle Elektrostimulation mit dem STIWELL® beim Wiedererlernen von Bewegungen nach Schlaganfall unterstützen kann!

 

STIWELL® Elektrotherapie

Donnan, G. A., Fisher, M., Macleod, M., Davis, S. M. (2008). Stroke. The Lancet, 371 (9624), 1612-1623.

Feigin, V. L., Forouzanfar, M. H., Krishnamurthi, R., Mensah, G. A., Connor, M., Bennett, D. A., ... & O'Donnell, M. (2014). Global and regional burden of stroke during 1990–2010: findings from the Global Burden of Disease Study 2010. The Lancet, 383(9913), 245-255.

Hauptmann, B. & Müller, C. (2011). Motorisches Lernen und repetitives Training. In: Nowak, D. (Hrsg.) Handfunktionsstörungen in der Neurologie. Berlin Heidelberg: Springer Verlag, 214-223.

Lang, C. E., MacDonald, J. R., & Gnip, C. (2007). Counting repetitions: an observational study of outpatient therapy for people with hemiparesis post-stroke. Journal of Neurologic Physical Therapy, 31(1), 3-10.

Lang, C. E., MacDonald, J. R., Reisman, D. S., Boyd, L., Kimberley, T. J., Schindler-Ivens, S. M., ... & Scheets, P. L. (2009). Observation of amounts of movement practice provided during stroke rehabilitation. Archives of physical medicine and rehabilitation, 90(10), 1692-1698.

Mehrholz, J. (2008). Frühphase Schlaganfall. (1. Aufl.). Stuttgart: Georg Thieme Verlag.

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Platz, T. (2011). Rehabilitative Therapie bei Armlähmungen nach einem Schlaganfall. Patientenversion der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation. Bad Honnef: Hippocampus Verlag.

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